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Der Geistkämpfer

Ernst Barlach (Wedel/Holst. 1870 - Rostock 1938)


Der Geistkämpfer

Lot-Nr. 328

Ergebnis : 56.800 €


Entwurf 1928, Ausführung 1950er/1960er Jahre oder früher. Bronze, braun patiniert. H. 118,5 cm x B. 54 cm x T. 17 cm. Auf der Rückseite der Plinthe u. l. sign.: E. Barlach. Auf dem Rücken eines wolfsähnlichen Tieres steht eine geflügelte Gestalt in langem Gewand; sie hält senkrecht ein Schwert. - Ernst Barlach konzipierte den Geistkämpfer 1928 als Großplastik im Auftrag des Kieler Stadtoberbaurats Willy Hahn. Sie fand zunächst Aufstellung an der Universitätskirche in Kiel und nach deren Zerstörung im 2. Weltkrieg an der Kieler Nicolaikirche. Barlach selbst hatte der Gruppe zunächst keinen Namen gegeben, der Titel wurde 1928 in der Kieler Zeitung vorgeschlagen und von Barlach akzeptiert. Die Gruppe stellt kein heroisierendes Denkmal dar. Der Geistkämpfer verweist zwar auf Darstellungen des Erzengels Michael im Kampf gegen den Drachen, Barlach zeigt den Engel jedoch nicht als Sieger, der das Schwert gegen das Untier richtet, sondern als ruhigen, besonnenen Kämpfer, der durch Vernunft und Geist siegt. Die Großplastik wurde schließlich 1937 abgebrochen, zunächst im Thaulow-Museum magaziniert und drohte eingeschmolzen zu werden. Der Barlach-Freund und Kunsthändler Bernhard Böhmer verbrachte sie - in vier Teile zersägt - zunächst nach Berlin-Friedenau und schließlich nach Schnega in der Lüneburger Heide, wo sie auf dem Anwesen des Barlach-Vertrauten und Künstlers Hugo Körtzinger den 2. Weltkrieg überdauerte. Nach Kriegsende wurde das Werk an der Nicolaikirche in Kiel wiederaufgestellt - Ausstellungen: Die Bronze war ausgestellt: Nord-Kunst. Schleswig Holstein im 20. Jahrhundert, Nissen-Haus Husum, Sönderjyllands Kunstmuseum Tönder, Kulturforum Burgkloster Lübeck 2003/2004. - Literatur: Bei Laur (WVZ 428) werden 12 unnummerierte Ex. genannt, davon 2 Ex. aus dem Gussjahr 1937 sowie 10 Ex. seit 1938, tlw. ohne Gießerstempel (beispielsweise die Ex. in der Ernst Barlach Stiftung Güstrow sowie im Ernst Barlach Haus Hamburg) sowie mit Gießerstempeln der Gießerei Hermann Noack, Berlin; die Bronze ist publiziert: Nord-Kunst. Schleswig Holstein im 20. Jahrhundert, Ausstellungskat. 2003, Abb. S. 79 und Text S. 379f. - Deutscher Bildhauer, Schriftsteller und Zeichner. B. studierte 1888-95 an der Hamburger Kunstgewerbeschule und der Dresdener Akademie. Anschließend lebte er für zwei Jahre in Paris. Zunächst betätigte er sich vorwiegend als Keramiker, u.a. für die Manufaktur Mutz in Altona. Eine Russlandreise 1906 beeinflußte ihn nachhaltig; er stellte Skulpturen des russischen Volkslebens erstmals 1907 bei der Berliner Secession aus. In der Folge erhielt er auch zahlreiche prominente öffentliche Aufträge. B. gehört zu den von den Nationalsozialisten besonders intensiv bedrängten Künstlern, und viele seiner Werke wurden beschlagnahmt oder vernichtet. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jhs. Mus.: Hamburg (Ernst-Barlach-Haus), Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum), Schwerin u.a. Lit.: Schult (WVZ) u.a.

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Ernst Barlach: Der Geistkämpfer


Ernst Barlach (Wedel/Holst. 1870 - Rostock 1938)

Der Geistkämpfer

Lot-Nr. 328

Ergebnis : 56.800 €

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Entwurf 1928, Ausführung 1950er/1960er Jahre oder früher. Bronze, braun patiniert. H. 118,5 cm x B. 54 cm x T. 17 cm. Auf der Rückseite der Plinthe u. l. sign.: E. Barlach. Auf dem Rücken eines wolfsähnlichen Tieres steht eine geflügelte Gestalt in langem Gewand; sie hält senkrecht ein Schwert. - Ernst Barlach konzipierte den Geistkämpfer 1928 als Großplastik im Auftrag des Kieler Stadtoberbaurats Willy Hahn. Sie fand zunächst Aufstellung an der Universitätskirche in Kiel und nach deren Zerstörung im 2. Weltkrieg an der Kieler Nicolaikirche. Barlach selbst hatte der Gruppe zunächst keinen Namen gegeben, der Titel wurde 1928 in der Kieler Zeitung vorgeschlagen und von Barlach akzeptiert. Die Gruppe stellt kein heroisierendes Denkmal dar. Der Geistkämpfer verweist zwar auf Darstellungen des Erzengels Michael im Kampf gegen den Drachen, Barlach zeigt den Engel jedoch nicht als Sieger, der das Schwert gegen das Untier richtet, sondern als ruhigen, besonnenen Kämpfer, der durch Vernunft und Geist siegt. Die Großplastik wurde schließlich 1937 abgebrochen, zunächst im Thaulow-Museum magaziniert und drohte eingeschmolzen zu werden. Der Barlach-Freund und Kunsthändler Bernhard Böhmer verbrachte sie - in vier Teile zersägt - zunächst nach Berlin-Friedenau und schließlich nach Schnega in der Lüneburger Heide, wo sie auf dem Anwesen des Barlach-Vertrauten und Künstlers Hugo Körtzinger den 2. Weltkrieg überdauerte. Nach Kriegsende wurde das Werk an der Nicolaikirche in Kiel wiederaufgestellt - Ausstellungen: Die Bronze war ausgestellt: Nord-Kunst. Schleswig Holstein im 20. Jahrhundert, Nissen-Haus Husum, Sönderjyllands Kunstmuseum Tönder, Kulturforum Burgkloster Lübeck 2003/2004. - Literatur: Bei Laur (WVZ 428) werden 12 unnummerierte Ex. genannt, davon 2 Ex. aus dem Gussjahr 1937 sowie 10 Ex. seit 1938, tlw. ohne Gießerstempel (beispielsweise die Ex. in der Ernst Barlach Stiftung Güstrow sowie im Ernst Barlach Haus Hamburg) sowie mit Gießerstempeln der Gießerei Hermann Noack, Berlin; die Bronze ist publiziert: Nord-Kunst. Schleswig Holstein im 20. Jahrhundert, Ausstellungskat. 2003, Abb. S. 79 und Text S. 379f. - Deutscher Bildhauer, Schriftsteller und Zeichner. B. studierte 1888-95 an der Hamburger Kunstgewerbeschule und der Dresdener Akademie. Anschließend lebte er für zwei Jahre in Paris. Zunächst betätigte er sich vorwiegend als Keramiker, u.a. für die Manufaktur Mutz in Altona. Eine Russlandreise 1906 beeinflußte ihn nachhaltig; er stellte Skulpturen des russischen Volkslebens erstmals 1907 bei der Berliner Secession aus. In der Folge erhielt er auch zahlreiche prominente öffentliche Aufträge. B. gehört zu den von den Nationalsozialisten besonders intensiv bedrängten Künstlern, und viele seiner Werke wurden beschlagnahmt oder vernichtet. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jhs. Mus.: Hamburg (Ernst-Barlach-Haus), Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum), Schwerin u.a. Lit.: Schult (WVZ) u.a.

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